Bildsucht

Magazin für Filmkritik

Alle Lust will Ewigkeit – „Chocolat“ von Lasse Hallström

Chocolat Juliette Binoche

Hat mich daran erinnert, warum ich Filme liebe.
Heute schaue ich oft auf viele Bildschirme. Ich drücke die Stopptaste, um am roten Balken abzulesen, wie lange der Stream noch läuft. Ich konsumiere mein einstiges Lieblingsmedium wie eine gehaltvolle, aber fade Mahlzeit. Wie gerne denke ich da an meine Jugendtage zurück, wo ich morgens schon voller Vorfreude recherchiert und geplant habe, welcher Streifen am Abend den Bildschirm ausfüllen sollte. Oder wo ich nach 12 Uhr nachts noch die Freiheit besaß, dem mitternächtlichen Ruf zu folgen, ein zweieinhalbstündiges Science-Fiction Meisterwerk zu starten.

Chocolat erinnert daran, eine Sache um ihrer selbst Willen zu tun, zu verweilen, anzuhalten und zu genießen. Die Bürgermeister-Stimme im eigenen Inneren zu verführen. Abzulassen von den selbst gesetzten Beschränkungen, Zielen und Maßregelungen. Regisseur Lasse Hallström weiß um die Voraussetzungen für innehaltende Sinnlichkeit. Die märchenhafte Inszenierung, zahlreiche Aufnahmen von spielenden Kindern, das wiedergewonnene Glänzen in Frauenaugen und das Erweichen rigider Männer, Fest, Tanz, Musik und Piraten, gebündelt in der Versuchung durch Schokolade.

Ein Film zum Teil wie ein Klischee, aber auch ein Film, der ohne allzu großen Ernst auf die Lust und ihre liebevolle Enthemmung hinweist. Und damit auch auf die Lust, Filme zu schauen „wie früher“.


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