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Magazin für Filmkritik

#Geisterbeschwörung – „Talk to Me“ von Danny & Michael Philippou

Riley (Joe Bird) bei der Séance.

Hier reden Teenager endlich mal so wie Teenager (wohl) reden. Das sind nicht strunzdumme Abziehbilder, deren Ableben nur minimal tangiert, sondern recht verschiedene, sehr nahbare Persönlichkeiten, von denen niemand in die übliche Rollenzuschreibung vom asozialen Bullie, dem dummen Prom-Queen-Gör oder unpopulären Streber gedrängt wird. Stattdessen bekommen wir eine recht erfrischende Beziehungsdynamik zwischen zwei Freundinnen geboten, deren zunehmender Abstieg in die Suizid- und Selbstverletzung-Spirale einem gut an die Nieren geht. Gerade die krasse Versehrung des unschuldigen, kleinen Bruders (Joe Bird) ist in seiner drastischen, effekttechnisch sehr gelungenen Darstellung nur schwer erträglich, gerade in Kombination mit den Schuldgefühlen von Protagonistin Mia (Sophie Wilde), die dadurch zusehends in die Isolation und den Wahnsinn getrieben wird. Auch die zentrale Prämisse des Filmes ist zeitgemäß, ohne sich an eine junge Zuschauerschaft durch billige Social Media-Integrationen und Spielereien anbiedern zu müssen.

Die Séancen mit einer einbalsamierten Hand (angeblich von einem Medium, dessen Hand abgetrennt worden ist) werden hier zu einer Art Challenge, die von den Jugendlichen gefilmt und untereinander geteilt werden. Angenehmerweise befasst sich der Film nie mit den globalen Dimensionen dieser Videos und ihrer Verbreitung, sondern bleibt lokal und ganz mit seinen handvoll Charakteren befasst. Erst für die geniale Schlussidee, die den Zuschauer buchstäblich die Perspektive der anderen Seite eröffnet, werden dahingehende Fragen aufgelöst. Gruselig ist Talk to Me derweil nur bedingt und findet seine Qualitäten eher im Terror, den Gewaltspitzen und dem langsamen, unaufhaltsamen Abstieg seiner Hauptfiguren. Besessene Fratzen, schwarze Augen und schiefes Grinsen lockt mittlerweile nicht einmal mich als Horrorweichei hinterm Ofen hervor. Nichtsdestotrotz ist das für ein Debüt bemerkenswert stilsicher inszeniert und stimmt für die Zukunft jungen Aussie-Horrors durchaus erwartungsfroh.


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