Bildsucht

Magazin für Filmkritik

Go Girl! – „Blink Twice“ von Zoë Kravitz

Channing Tatum als Tech-Mogul Slater King – bitte lächeln!

Die erste Hälfte ist noch super: eigenwilliger Schnitt, prägnante Einstellungen, in der Art wie viele moderne Horrorfilme eben (über-)inszeniert sind. Das Sound-Design ist so spezifisch und hochgefahren, dass es fast aufdringlich erscheint, ähnlich verhält es sich mit den andauernden Tiefenunschärfen, die einem jederzeit klar machen, wohin man als Zuschauer zu gucken hat (aber lange nicht so schlimm wie im jüngsten Zero Day). Trotz dieser, für meinen Geschmack, überstrapazierten Stilmittel, weiß Kravitz offenbar sehr genau, welchen Ton sie treffen und was für eine Art Film sie erzählen will. Nur ist das mit zunehmender Laufzeit nicht mehr sonderlich interessant. Nach dieser ersten Hälfte, die nur aufbauen und andeuten muss, aber nichts erklären, kommt nämlich die zweite Hälfte. Und die erklärt. Alles. Restlos. Hier kommen dann unironische Hero Shots unserer Heldinnen als leere Solidarisierungsgesten und die Dreckskerle endlich ordentlich auf die Fresse.

Achja, und es geht auch irgendwie um Trauma und ob man sich ihnen stellen sollte oder sie für immer verdrängen (die Umgangsweise, die der böse Tatum propagiert). Der böse Tatum macht aber Spaß, spielt all die Gesten und Codes des hippen Tech-Playboys, der sich nach einem nicht näher erläuterten Skandal gesellschaftlich rehabilitieren will, auf den Punkt. Ihm gegenüber steht Naomie Ackie, die als Fixpunkt des Zuschauers die schleichende Paranoia und Desorientierung glaubwürdig zum Ausdruck bringt. Leider stehen all die tollen Performances dieses All-Star-Casts (Slater, Rex, MacLachlan, Davis!) im Dienste eines ziemlich leeren Filmes, der einem in seiner kruden Schlusseinstellung auch noch glauben machen will, unsere Protagonistin hätte das patriarchale System unbemerkt unterwandert und die Kontrolle übernommen. Am Ende bleibt Blink Twice visuell zu derivativ (siehe der bessere Get Out) und seine Botschaft so öde wie altbacken: Männer sind Schweine. Das haben andere auch schon prägnanter formuliert.


Header: © Warner Bros. Pictures