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Magazin für Filmkritik

Halt auf halber Strecke – „Flightplan“ von Robert Schwentke

Am Anfang bin ich noch an Bord: Berlin im Schneegestöber, ein Sarg, eine trauernde Witwe – das lass ich mir gefallen. Dann geht es ins Flugzeug und auch hier bleibe ich zunächst willig auf dem mir zugewiesenen Fensterplatz, denn Flugzeuge mag ich und besonders mag ich es zu beobachten, wie Regisseure Normalität inszenieren; das Boarding, die vielen kleinen Handgriffe der Crew, aber auch die typischen Verhaltensweisen der Passagiere. So was muss man erstmal inszenieren können! Sehr gut hat das Patrick Vollrath jüngst in 7500 gemacht – da bekommt man ein gutes Gefühl für das Flugzeug als Arbeitsplatz und das Prozedere der Crew, um dann um weiteren Verlauf erleben zu können, wie das Standardisierte, Alltägliche durch einen Entführungsversuch in eine Ausnahmesituation verwandelt wird. Klassisches Filmhandwerk also: Normalität erzeugen, um das Außergewöhnliche wirkungsvoll heraufzubeschwören. Schwentke macht das okay, aber er ist auch kein Vollrath, erst recht kein Fincher, an den ich aufgrund der Querverbindung von Foster zum gleichfalls kammerspielartigen, aber unendlich viel effektiveren Panic Room denken musste. Aber wo war ich? Ach ja, Flugzeuge als Schauplatz bergen Potenzial: das gedimmte Licht der Passagierkabinen, das Behagliche des Flugzeugs, das jederzeit ins Klaustrophobische kippen kann; da liegt eine naturgegebene Spannung, die sich filmisch aufgreifen lässt. Flightplan weiß das kaum für sich zu nutzen.

Die Idee, Foster zur Flugzeugkonstrukteurin zu machen, bildet eigentlich eine wunderbare Ausgangslage für ihre spätere John McLane-Situation. Auch Peter Sarsgaard mag ich, der hat ein Gesicht, dem das „fick dich“ natürlicherweise eingeschrieben ist. Leider ist die Auflösung, wie schon oft bemerkt, sehr dumm. Die Folge: totaler Druckabfall, die Spannung verflüchtigt sich, es droht – um die Flugzeug-Metaphern auf Reisehöhe zu bringen – die Bruchlandung. Geld als Motivation und Bösewichte, die nur böse sind, gehören ins 20. Jahrhundert verbannt, aber leider sterben sie nicht aus. Foster macht das schon okay, wenngleich sie andauernd in die Rolle der hysterischen Löwenmutter gedrängt wird (auch hier: Panic Room das bessere Beispiel für eine ähnliche Figur). Da ist noch Sean Bean, der einmal nicht das Arschloch spielen muss und tatsächlich leben darf (!) – eine von wenigen Überraschungen in einem eher überraschungsarmen Film, der lediglich durch seinen Schauplatz und die reizvolle Prämisse leidlich zusammengehalten wird. Ich rate dazu, sich den Trip einfach zu sparen – ist ohnehin besser für die CO2-Bilanz.

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