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Magazin für Filmkritik

Tom Cruise eilt zur Rettung des Kinos – „MI7“

Die einigermaßen alberne Prämisse um eine Super-KI aus dem Kalten Krieg, die nur raunend die „Entität“ genannt wird, kann ich ja noch verkraften, aber muss man die ganze Zeit drüber reden? Exposition – der Film. McQuarrie hat leider seinen Platz gefunden – als Erfüllungsgehilfe und Geschäftsbuddy an der Seite von Cruise inszeniert er routiniert zum nunmehr dritten Mal dessen Superheldenausflüge als seelisch vernarbter IMF-Agent Ethan Hunt. Und weil dieser selbst nach sieben (!) Filmen erschreckend blasse Charakter ganz viel Ballast mit sich rumschleppt und weil trotz eines unterkomplexen Plots alles furchtbar kompliziert erzählt werden muss, wird in diesem Film andauernd gelabert.

Achterbahnfahren in Rom

Es wird wirklich gelabert, als gäbe es kein Morgen mehr und das fast immer nur in Innenräumen (Pegg und Rhames hocken gefühlt den gesamten Film hinterm Laptop), mit Schuss-Gegenschuss und mit tiefen Stimmen. Diese Sache mit den Blockbustern soll doch Spaß machen, MI7 fühlt sich dagegen viel zu oft nach Arbeit an. Die ganze Zeit ist man am Warten und Warten auf die rasante Achterbahnfahrt, aber wie in der Warteschlange im Heidepark an einem wolkenlosen Samstag kommt man nur mit Trippelschrittchen voran und alles zieht sich gen unendlich. Und dann, nach gefühlt zehn Stunden Wartezeit und Antizipation, sitzt man endlich drin, erste Reihe, die Sperrstange ist eingerastet, auf geht’s: Achterbahnfahren in Rom.

In der rasanten und lustigen Rom-Sequenz bekommt man eine leise Ahnung davon, wie so ein Film aussehen könnte, wenn er einfach mal freidrehen würde. Die Zutaten dieser mitreißenden Verfolgungsjagd in der ewigen Stadt: fette Karren (die Soundkulisse), eine manische Verfolgerin (Klementieff!), ein streitendes Duo (Cruise und Atwell in Handschellen) und gut getimter Humor (Fiat). Das ist also dieser Fun, von dem immer alle sprechen! Eine leichte Sommerbrise, die leichtfüßig unterhält, ohne sich und die behauptete Gefahr ironisch entwerten zu müssen. Es geht um was, aber ohne die Nolan’sche Betonschwere. Es ist witzig, aber ohne das peinliche Humor-Tourette einschlägiger Marvel-Filme.

Leichte Unterhaltung

Auf der Besetzungsliste reißen es übrigens vor allem die Frauen raus: ihre rudimentären Figurenskizzen spielen diese pointiert und glaubwürdig – in wenigen sehnsuchtsvollen Blicken (Ferguson), in nur einem wahnsinnigen Lächeln (Klementieff), in einem arroganten Mundwinkelzucken (Kirby). Ihre Dialoge sind (zumeist) ausgesprochen albern, eben weil sie ausgesprochen werden. Auch die sorgsame Trennung von beweglichen Acionparts und statischen Expositionsparts verstehe ich nicht. Gibt es keine Wege, Plot über die Bewegung zu erzählen – in wenigen Worten und vor allem mit Handlung? Hier muss man sich für drei/vier große Action-Set-Pieces immer wieder durch egale Dialogarien kämpfen, deren Inszenierung einem manchmal glauben macht, man hätte sich in den neuen Terry Gilliam-Film verirrt.

MI7 ist ausgesprochen altmodisches Action- und Agentenkino, von dem ich mir wünschte, dass seine Macher die aufgeblähte Wichtigtuerei moderner Spektakel-Blockbuster abstreifen und sich endlich auf ihre Kernkompetenzen verlagern könnten (logistisch herausfordernde, praktisch umgesetzte Action, Gadgets und Heists). Mission Impossible könnte ein federleichtes Gegengewicht zu gegenwärtigen Kinotrends der Marke Snyder, Villeneuve oder Nolan bilden; in Form eines Kinos, das sein Publikum erbaut, ohne kitschig zu werden und es unterhält, ohne es für dumm zu verkaufen. Dann könnte Tom Cruise vielleicht wirklich zum Retter des (Blockbuster-)Kinos werden.

Header und Galerie: © Paramount Pictures