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Magazin für Filmkritik

Welt steht Kopf – „Smile 2“ von Parker Finn

Ray Nicholson grinst

Ich hab’s versucht, ehrlich, aber ich werde einfach nicht warm mit dieser Art von Horror. Parker Finn hat sich eine Prämisse zurechtlegt, bei der er wirklich jederzeit jedem seiner fehlgeleiteten Impulse nachgeben kann. Wer hier stirbt oder doch nicht, wer noch lebt oder schon längst Tod ist, was Teil von Skyes Wahnvorstellungen ist und was nicht – alles egal, denn es gibt keine Regeln außer dem sehr dringenden Bedürfnis von Smile 2 irgendwie schocken zu wollen. Sicher hat Finn neben einem guten Gespür für Timing, das eine oder andere inszenatorische Ass im Ärmel (Flash Mob à la mother!) und gerade nach dem Actionfilm-Einstieg war ich bereit, ihm den ersten Teil zu verzeihen, doch am Ende läuft doch alles auf eine Wiederholung des Vorgängers hinaus, inklusive der endlosen Aneinanderreihung von Tagträumen, Fakeouts, Jump Scares und comichaften Gore-Effekten.

Naomi Scott als von Paranoia zerfressendes Popsternchen macht das sehr gut und hindert Smile 2 daran, in den kompletten Volltrash abzudriften (leider?), aber auch sie ist machtlos gegen Edgelord Finn, der die Kamera auf den Kopf stellt, weil das ja die auf den Kopf gestellte Welt der Hauptfigur verbildlicht; der mit einer Blutspur das Filmlogo auf Asphalt zeichnet, weil es halt geht; der diesen Film dann aber auch noch ernsthaft als Meta-Reflexion auf Starkult, Voyeurismus und Franchise-Logik verstanden wissen will (der Jubel, der sich im Finale in entgeisterte Schreie verwandelt), weil irgendwie ist diese Unterhaltungswelt doch auch nur ein falsches Grinsen, ganz maskenhaft oder so. Alles „irgendwie“, nie konkret, immer vage, immer auf den naheliegenden Affekt zugeschnitten.

Smile 2 hat schon viel mehr Spaß mit der Prämisse als sein Vorgänger, aber auch hier bleibt es bei einem faulen Kompromiss – irgendwo zwischen hemdsärmeligem Showbiz-Drama, reinrassigem Paranoia-Horror und Wasserwerbung. Wieder nur zum Ende deutet Finn den übernatürlichen Ursprung des höllischen Grinsen an, ohne je die volle Meile zu gehen. Da lobe ich mir einen The Substance, der zu seinem Finale die Hosen zumindest komplett runtergelassen hat, ohne sich subjektivistisch zu verschanzen. Denn bei allen Kritikpunkten, die man gegenüber Fargeats Film anbringen kann: er war nicht feige. Smile 2 dagegen ist feige und schlussendlich … leer. – Ein dritter Teil ist längst in Planung.


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