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Magazin für Filmkritik

Das Fun in Fantasy – „Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves“

Enttäuschungen & Wunder

150 Millionen Dollar Budget für eine Adaption des Tabletop-Klassikers Dungeons & Dragons klingt nach einem jener bemühten Versuche, ein langlebiges Filmfranchise aus einer bereits etablierten Marke zu pressen, der eigentlich schon vor dem ersten Drehtag zum Scheitern verurteilt ist. Wie oft habe ich mich –aus irgendeiner morbiden Faszination für hässlichen Kitsch heraus – bereits in die tiefsten CGI-Höllen begeben, nur um enttäuscht wieder heimzukehren? Und wie oft wurde ich für meine Neugierde und die naive Hoffnung bestraft, im „großen“ (also teuren) Kino ließe sich vielleicht doch ein kleiner Diamant bergen? Zwischen all dem Marvel-, DC-, Star Wars- und Disney-Ramsch, dem bedeutungsschwangeren, auf drei Stunden zerdehnten Nolan-Kino oder dem belehrenden, halbgaren Versuch, Barbie zur feministischen Ikone hochzujazzen.

Und dann kommt dieser Film um die Ecke und bringt das Fun in Fantasy zurück! Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves bringt Spaß bis zur Selbstvergessenheit. Er ist selbstkommentierend, Meta und ironisch, ohne sich um die dramaturgische Fallhöhe seiner eigenen Geschichte zu bringen. Dieser Film brachte jenes lange vergessene Gefühl zurück, dass ich hatte, wenn ich als Kind einen Film zum zehnten Mal in den VHS-Rekorder schob, einfach nur um mich aufgehoben zu fühlen. Das soll nicht nostalgisch klingen, denn auch D&D ruht sich nicht auf dem sentimentalen Wert aus, den die Marke sicherlich für einen Teil seines Publikums birgt. Stattdessen bringt das Regisseuren-Duo Daley und Goldstein eine handwerklich schnörkellose, extrem effektive Fantasy-Komödie auf die Leinwand, ohne es sich im bereits bestehenden Referenzsystem der Vorlage bequem zu machen.

Die Summe aller Teile

Stattdessen macht D&D alles richtig: vom perfekten Cast rund um die uneitel aufspielenden Chris Pine als charismatischer Barde oder Hugh Grant als genüsslich intrigierender Hochstapler über Gags und Timing (das hängengebliebene Chris Pine Hologramm, die Friedhofsbefragung, der Bradley Cooper-Cameo) bis zu den Actionsequenzen, in deren Mittelpunkt gleich zweimal Michelle Rodriguez als Barbarin mit Bulldozerqualitäten glänzt. Hier gibt es kein beschämtes und beschämendes Kameragewackel, das Dynamik vorgaukeln soll, sondern toll choreographierte und zu jeder Sekunde übersichtliche Nahkämpfe, die gleichermaßen kreativ wie wuchtig in Szene gesetzt wurden – bis zum Finale übrigens, dass zwar nach üblichem Marvel-Schema funktioniert (alle Helden bündeln ihre Kräfte, um in der Kombination das scheinbar unbesiegbare Böse zu schlagen), dieses aber auch punktgenau umsetzt, bis hin zu einer 1:1-Referenz zu Hulks „Smash-Moment“ aus dem ersten Avengers-Film.

So viel kann bei einer Produktion dieser Größenordnung schiefgehen. Ein 150 Millionen-Dollar-Budget geht schließlich mit ebenso vielen Limitierungen einher wie es andere, produktionelle Beschränkungen aufhebt. Und angesichts der langen und wechselhaften Vorproduktionsgeschichte mit unzähligen Drehbuchversionen und Revisionen kommt es schon einem kleinen Wunder gleich, dass Daley und Goldstein imstande waren, daraus einen solch kreativen und konzentrierten Genrefilm zu destillieren. Mir geben sie jedenfalls völlig unverhofft die Hoffnung ins gegenwärtige Blockbusterkino zurück. Und das ist doch was, oder?  


Headerbild und Galerie: © Paramount Pictures