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Magazin für Filmkritik

Nehmen Sie die Mission an? – Über die „Mission: Impossible“-Reihe

Nachdem ich zuletzt den siebten Teil der Mission: Impossible-Reihe besprochen habe, stolperte ich bei Netflix über den sechsten Film. Während ich diesen bislang spektakulärsten Franchise-Eintrag in Tom Cruises Agentenreihe noch in guter Erinnerung hatte, verschwammen einige andere Einträge zu einem trüben Erinnerungsbrei, den ich mit dieser Retrospektive gerne aufklaren wollte. Dabei folgte ich Hunts Weltretter-Missionen von der Jetztzeit bis zu ihren Ursprüngen – von J.J. Abrams flirrenden Lichtkegeln über Woos flatternde Taubenschar bis zu de Palmas unsterblicher Langley-Sequenz, wo ein einzelner Schweißtropfen über Erfolg und Misserfolg der allerersten, unmöglichen Mission entscheidet …

Mission: Impossible – Fallout (Christopher McQuarrie / 2018)

Ich hatte fast vergessen, was für ein Actionbrett das ist. Gerade das erste Viertel, im Grunde alle Paris-Sequenzen, peitschen den Zuschauer von einem Actionhighlight zum nächsten, ohne große Laberhänger oder verklausulierte Plot-Verrenkungen, sondern enorm ökonomisch von Hinweis zu Hinweis erzählt. Vom tollen Halo-Sprung (den man zwecks Dramatisierung um ein digitales Gewitter erweitert, aber zugleich um Glaubwürdigkeit beraubt hat) über die lustige wie brutale wie wuchtige Badezimmer-Klopperei bis zum „Gefangenenaustausch“ von Syndikatsanführer Salomon Lane (Sean Harris), inklusive einer atemlosen Hatz durch Paris. Außerdem sehen wir einen sprintenden Tom Cruise – und meine Güte: der kann rennen, bis zum mittlerweile berühmt gewordenen Knöchelbruch. Und bei all dem Wahnsinn findet der Film auch noch Raum für Humor (Simon Pegg als unzuverlässiges Navi) und einmalige Bilder (das vertikal stehende Wasser in Lanes Gefangenentransporter). Nach Paris ist die Euphorie groß und man wähnt sich in einem Actionmeisterwerk, aber dann kommt der Rest.

Der hält zwar immer noch viele großartige Momente bereit (die erwähnte Rennerei in London), reicht in seinem Tempo und seiner Dringlichkeit aber nicht mehr an Paris heran. Gerade im Kontrast zur sonst handgemachten Action reißt mich der Einstieg in Kashmir raus, wenn Cruise und sein Team plötzlich vor Backdrop Jeep fahren und jedes Gefühl für den Raum verlorengeht. Und klar, das mit den Helis ist beeindruckend und Cruise hing da wirklich dran und er ist selbst geflogen und wahrscheinlich hat er das Teil auch noch selbst konstruiert – alles schön und gut -, aber ich hätte ein kleineres Finale im Stile von Rogue Nation vorgezogen. Fallout dreht die Regler hier wirklich bis zum Anschlag auf, wenn er sich nicht nur mit zwei nuklearen Bomben begnügt, sondern in all dem Wahnsinn auch noch Hunts Ex-Frau Julia (Michelle Monaghan) verorten muss, die mit Botoxgesicht vor Weichzeichner aussieht wie ein CG-Charakter (und dann dieser unangenehm nette Ehemann!) Das klingt zum Ende sehr mäkelig, unterm Strich ist Fallout dennoch der beste Film der Reihe.

Mission: Impossible – Rogue Nation (Christopher McQuarrie / 2015)

Ich hatte kaum noch Erinnerungen an den fünften Film und während ich diese Zeilen schreibe, drohe ich schon wieder die Hälfte zu vergessen. Das klingt gemein, denn Rogue Nation ist ein guter Mission: Impossible-Film, aber auch selten wirklich memorabel. Dass Cruise an nem Flugzeug hängt, hatte ich fast verdrängt, also durfte ich diesen wahnsinnigen Stunt fast jungfräulich erleben. Vom Poster könnte man darauf schließen, dass es sich bei Teil 5 um einen sommerlichen M:I-Beitrag handelt, aber die sommerliche Frische endet leider, mal wieder, im verregneten London. Zuvor verschlägt es Hunt, der nach der Beendigung des IMF-Programms plötzlich allein auf weiter Flur steht, nach Wien, wo der Film eine grandiose, musikalische Opern-Sequenz auf die Beine stellt, die zugleich die tolle Rebecca Ferguson einführt.

Das nächste Highlight soll dann Casablanca bereitstellen und bereitet dort einen spannenden Heist vor, in dem Hunt drei Minuten die Luft anhalten muss, um eine Karte in einem unter Wasser liegenden Serverraum auszutauschen. So ganz will mich diese Sequenz jedoch ästhetisch nicht abholen, sicher wird einiges davon wirklich unter Wasser gedreht worden sein, aber allzu oft zerlaufen die Bilder dann doch zu einem verwaschenen, digital anmutenden (?) Bildbrei. Dafür gibt es anschließend einen verwirrten, ganz menschlichen Hunt zu sehen, der bei einer Verfolgungsjagd mit dem Auto durch die engen Gassen Casablancas pflügt wie eine gesenkte Sau durchs Unterholz meines Vorgartens. Bis er auf dem Motorrad sitzt, mit coolem Hawaii-Hemd und Sonnenbrille, hat er sich aber gefangen und ist wieder Super-Hunt.

Der Film schließt in London, wo entscheidende Plot-Entwicklungen mal wieder über den Franchise-eigenen Deus ex machina gelöst werden: die Maske. Die allmächtige Maske tritt immer dann auf, wenn die Drehbuchschreiber um eine Erklärung verlegen sind. Den britischen Geheimdienstchef haben Hunt und seine Kollegen irgendwie offscreen überwältigt, damit Cruise in dessen Haut schlüpfen kann. Man darf nicht zu viel darüber nachdenken, es gehört zu den Dummheiten dieser Reihe, dass jeder zu jedem Zeitpunkt jeder sein kann. Das Maskenfeature war noch nie cool, aber leider scheint man daran festhalten zu wollen. Dafür schätze ich das zurückgenommene, wenig spektakelige Finale, das mich sehr an das Ende aus der 007-Konkurrenz Spectre erinnerte.

Mission: Impossible – Ghost Protocol (Brad Bird / 2011)

Vielleicht der rundeste aller M:I-Filme und nach zwei Ausflügen als einsamer Weltenretter wird Hunt auch endlich wieder in ein buntes Team eingebunden. Ghost Protocol durchzieht in seiner Gänze ein leichterer Tonfall als die anderen Filme der Reihe, ohne dafür an Spannungsszenen einzusparen. In der Kremlin-Sequenz kommt alles zusammen: smarte Gadgets, Verkleidungen und passender Humor. Selbst in der anschließenden Flucht aus einem Moskauer Krankenhaus findet Bird in den Blicken zwischen Hunt und seinem Verfolger die Situationskomik, ohne der Szene ihr Gewicht zu nehmen. Ein weiteres Beispiel ist der, mal wieder, wahnsinnige Stunt an der Glasfassade des Burj Khalifa, der clevere Gadgets (haftende Handschuhe) mit cleverer Situationskomik kreuzt (Handschuh haftet nicht mehr). Wie schon bei den The Incredibles-Filmen macht Bird aus alledem nie eine Comedy-Nummer, gönnt sich und dem Publikum aber den Spaß, dem Blödsinn der M:I-Filme mit einem Augenzwinkern zu begegnen. Toll ist auch der altmodische, entspannte Epilog in einem Krabbenrestaurant in San Francisco, nachdem sich Hunt und der Bösewatz zuvor in einer vertikalen Autogarage die Rüben eingeschlagen haben. Hier kommt das Team nach der gelungenen Mission noch einmal zusammen und beschwört die Gemeinschaft für kommende Aufträge – und damit kommende Filme. Bis auf Paula Patton (warum eigentlich?) sollten wir auch alle im kommenden Rogue Nation wiedersehen.

Mission: Impossible III (J.J. Abrams / 2006)

Ein bockstarker Einstieg macht direkt klar, dass hier etwas auf dem Spiel steht. Cruise und Hoffman spielen um die Wette, der Gewinner dieses Wettstreits ist der Zuschauer. Überhaupt etabliert man mit Hoffman als Waffenhändler Owen Davian den bedrohlichsten Bösewicht der gesamten Reihe, obwohl dieser in Summe wohl auf die wenigsten Szenen kommt. Das spricht auch Bände über die Qualität der anderen Bösewatze. Trotzdem bleibt Hoffmans psychopathische Energie sträflich ungenutzt und findet in einem absurden Finale ein unbefriedigendes Ende (Gesichtsbremse am Kühlergrill).

Nach dem Einstieg lernen wir Julia (Michelle Monaghan) kennen, die auf ihrer Verlobungsfeier mit Hunt emotionale Fallhöhe aufbauen soll. Und das klappt! Der Post-Credit-Einstieg fühlt sich wie eine RomCom an, in die es durch irgendeinen Zufall den Superagenten Ethan Hunt verschlagen hat. Hier mimt Cruise den Schwiegermuttertraum und liest Julia und ihren Freundinnen die heimlichen Gespräche von den Lippen ab (diese Fähigkeit wird später wieder aufgegriffen).

Der ganze Film hat einen prägnanten Stil, ist toll beleuchtet und sieht einfach richtig schön filmisch aus. Abrams kultiviert hier einen deutlich eigenständigeren Stil als beispielsweise der folgende Ghost Protocol. Großes Manko ist dabei das teils unansehnliche Schnittgewitter in Kombination mit einer während der Actionszenen irre zittrigen Kameraführung. Das ist ein alter Vorwurf, der auch schon die Actionszenen in Lost gekennzeichnet hat. Es scheint zum Erbe von Greengrass Bourne-Fortsetzungen zu gehören, dass seitdem Zappelei andauernd mit Dynamik und Unübersichtlichkeit mit Spannung verwechselt wird. Hier befindet man sich wirklich am Rande einer Panikattacke, es geschieht nicht nur alles Nachts bei flackernden Lichtern, sondern obendrauf kommt auch noch diese völlig fehlgeleitete Inszenierungsstrategie, die die aufwendigen Set Pieces in verwackeltem Bildbrei versenkt.

Dafür mag ich Laurence Fishburne als rigorosen Vorgesetzten: „This is intelligence, so far I haven’t seen any.“ Der macht schön Dampf, ist angemessen unangenehm und treibt Hunt, wie so oft, aus dem Innern der IMF-Behörde beständig vor sich her. Was ich auch mag, sind die Details rum die Gadgets, allen voran zu den Masken, die während des Vatikan-Heists erklärt werden (Fotos schießen, Audiosamples aufnehmen, parallel die Maske anfertigen), vor allem generiert das Drehbuch hieraus Spannungsszenen. Diese werden durch weitere Details wie den sehr aufmerksamen Bodyguard von Davian zusätzlich verstärkt.

Später folgt ein absurdes Lianengeschwinge zwischen Hochhäusern in Shanghai, inklusive einer an Jackie Chans Who Am I gemahnenden Rutschpartie auf einer Glasfassade. Zum Schluss wird es dann nochmal richtig blöde, wenn Damsel in Distress Julia zur schießwütigen Superagentin mutiert und Ethan aus dem Reich der Toten wiederholt. Anschließend darf sie noch die Kollegen bei der streng geheimen IMF kennenlernen und strahlend in die Flitterwochen spazieren. Ein Happy End, an das die Reihe schon mit dem folgenden Teil selbst nicht glauben wollte.

Mission: Impossible 2 (John Woo / 2000)

Die irre, finale halbe Stunde hatte ich noch aus meiner Kindheit in Erinnerung. Damals war Tom Cruise in Lederjacke und Sonnenbrille meine persönliche Definition von Coolness, neben Keanu Reeves als Neo. Mehr als den atemberaubenden Schlussakt hatte ich indes nicht mehr auf dem Schirm. Mehr oder weniger zu Recht muss ich nun rückblickend sagen. Alles vor dem Finale macht eher den Anschein einer Zwangsehe zwischen Heroic-Bloodshed-Veteran Woo und dem noch jungen M:I-Franchise. So richtig wollen diese beiden Elemente nämlich nicht zueinander finden. Das wird vor allem retrospektiv betrachtet augenfällig.

Hunt, der in den späteren Filmen zusehends zum überlegten, professionellen Teamleader avancierte, ist hier der alleinige Superstar, verteilt Arschtritte, klettert an Felswänden entlang und wird für einen heißen Flirt auch mal zum grinsenden Geisterfahrer. Sein spärlich besetztes Team, unter anderem der zum Franchise-Inventar gehörende Ving Rhames, bleiben hingegen völlig blass. Hier sehen wir noch den tumben, immer etwas schmierigen Heißsporn-Cruise aus den 80s, nicht den gestandenen Star. Insbesondere die erste halbe Stunde ist Cruise andauernd horny auf Thandie Newton, die von Woo auch unmissverständlich als (unschuldiges, aber auch wildes, aber auch unschuldiges!) Sexobjekt inszeniert wird.

Die erste halbe Stunde widmet sich fast ausschließlich der Liaison zwischen Proll-Bond Hunt und Nyah (so der Name von Newtons „Charakter“) und hat was von den leichteren, sommerlichen Bond-Abenteuern mit Connery. Palmen, Straßen am Meer, Cabriolets, braungebrannte Gesichter, weiße Bettlaken, hotte Menschen, das ist alles so oversexed und sleazy, so ziellos und Banane, dass man es irgendwie mögen muss (die Flamenco-Tänzerinnen und die Blicke, die sich lustvoll zugeworfen werden). Diese Fokussierung auf Hunts Privat- bzw. Liebesleben fand in M:I-3 seinen Abschluss und spielt danach nur noch eine untergeordnete Rolle, interessanterweise parallel zu Cruise, der sein Privatleben nach der Scheidung von Katie Holmes zunehmend unter Verschluss hielt.

Dann geht es irgendwann mit dem Plot um eine neuartige Biowaffe los. Auf die haben es neben dem IMF (aus altruistischen Gründen, versteht sich), auch der schmierige Ex-IMF-Agent Sean Ambrose abgesehen (das perfekte Arschlochgesicht: Dougray Scott). Die Hatz nach dieser Biowaffe gestaltet sich daraufhin einigermaßen kompliziert: Nyah wird bei Ambrose, der zugleich ihr Ex-Liebhaber ist, infiltriert und soll Hunt und sein Team dabei helfen, vor diesem an das Virus zu gelangen. Die Infiltration bildet das Spionage-Element im Film, hier kommen die Gadgets und Social Engineering Skills zum Einsatz und Woo versucht vergeblich über die ausladenden Actioneinlagen hinaus, Spannungs- und Suspensemomente zu kreieren, macht aber eher einen auf de Palma, ohne dessen bevorzugte filmtechnische Mittel (Parallelmontage, Nahaufnahmen, Schwenks, Zooms) wirklich gewinnbringend einzusetzen.

Wieder mit von der Partie sind auch die Masken, die wohl in keinem anderen Teil so oft und so beliebig ihren Einsatz finden. Ständig reißt sich hier jemand eine Maske vom Gesicht und ist plötzlich jemand anderes. Reingelegt, April, April, Oma Erna ist eigentlich Tom Cruise und Cruise ne weiße Taube, die in Zeitlupe durch die Einstellung flattert! Völlig bescheuert, aber leider eine der großen Konstanten in dieser Reihe und zumindest ein wenig „generft“ in M:I-3. Dann gibt es noch eine typische Woo-Ballerei zum Ende des Mittelteils, die auch direkt aus Hard Boiled stammen könnte, aber ohne das Blut. Hier wird auch das Anliegen Woos deutlich, eigentlich nur einen weiteren Hong-Kong-Actioner drehen zu wollen, zugleich aber die lästige M:I-IP an der Backe zu haben. Hunt wird zum schießwütigen, Motorradfahrenden Hallodri, der im Grunde mehr Glück als Verstand hat, vor allem verteilt er andauernd Roundhouse Kicks, eine Fähigkeit, auf die er in den nachfolgenden Teilen aus ungeklärten Gründen großzügig verzichtet hat.

Aber: das Finale, wie angesprochen, bockt. Hier kommt auch Woos Talent zum Tragen, immer wieder retardierende, spannungsverzögernde Momente inmitten des Actionchaos zu inszenieren, sei es über Zeitlupe und Ethnomucke, Tauben oder Parallelisierungen von Action und Nahaufnahmen. Zudem ist die Verfolgungsjagd mit Cruise auf dem Motorrad schlichtweg beeindruckende Stuntarbeit, mit einer Menge echter explodierender Karren und effektiv verschnittenen Aktion-Reaktion-Shots. Das gipfelt schließlich am Strand in einer relativ egalen Klopperei im Sand, aber mit einem der geilsten Finisher der Kinogeschichte. Cooler kann man so einen Bösewatz voll kaum den Garaus machen, oder? Mein Kindheits-Ich würde euphorisch zustimmen.

Mission: Impossible (Brian de Palma / 1996)

Alles, was die Reihe bekannt machen sollte, wird hier erstmals für die Kinoleinwand aufbereitet: das Team (nicht gekommen, um zu bleiben), die Masken (hier trägt Cruise noch eine echte Prothese ohne Digitaleffekt), das ikonische Leitthema von Lalo Schifrin – vor allem die von der Serienvorlage inspirierte und weiterentwickelte Inszenierungsweise de Palmas ist bis in den aktuellen M:I-Beitrag spürbar. Vor allem weiß de Palma, wann und warum er welche filmische Mittel einsetzt und wann nicht. Einstellungswinkel kippen in die Schräge, um die Anspannung und das Unwohlsein Hunts zu unterstreichen (Prager Fenstersturz im Fischrestaurant), POV-Shots führen auf interessante Weise neue Szenen ein, Nahaufnahmen und Zooms rufen wichtige Details in Erinnerung (ganz tolles foreshadowing: der Tropfen Kondenswasser, der den Alarm im black vault in Langley auslösen könnte, wird zum Schweißtropfen auf Hunts Stirn). Die Langley-Sequenz ist sowieso ein Paradebeispiel in Sachen Spannungsaufbau und Inszenierung, der Brad Bird im vierten Teil nicht zufällig mit der Kreml-Sequenz Tribut zollte: die Musik setzt gänzlich aus, jede Einstellung ist wichtig und ausnahmslos jede Emotion von den Gesichtern der Beteiligten ablesbar.

Apropos Beteiligte: Ethan Hunt kommt hier manchmal wie ein richtiger douchebag rüber, in einer seiner ersten Dialogzeilen beschwert er sich über die Kaffeequalität, ehe sich seine Miene mit der schiefgelaufenen Prag-Mission schnell verfinstert. Dann kann man diesem leading man ohne große Probleme folgen, um ihn bangen und mit ihm rätseln. Ob man Cruise nun mag oder nicht (aus meiner Sicht ohnehin eine sekundäre Frage), er hängt sich immer voll rein, spielt intensiv, auch abseits der Stunts, und scheint ernsthaft Bock auf diese Rolle und diese Reihe zu haben. 27 Jahre und sieben Mission: Impossible-Filme sind wohl der beste Beweis dafür.

Das Finale ist wirklich Wahnsinn, warum man sich das mit dem damaligen Stand der Technik angetan hat, kann ich nicht so recht verstehen (oder warum man so eine komplizierte Acionsequenz in ein Drehbuch schreibt). Erstaunlicherweise sieht das alles selbst heute noch okay aus, gerade die Szenen auf dem Zugdach vermitteln einem, im Gegensatz zu heutigen Produktionen wie Solo oder Indy 5, ein gutes Gefühl für die Geschwindigkeit und damit verbundenen Anstrengungen der Figuren, die da auf dem Dach eines Hochgeschwindkeitszuges kleben (liegend, nicht stehend!). Es ist sogar ein bisschen lustig, Cruises Gesicht zu betrachten, während ihm irgendein Riesenfön aus dem Off die Gesichtshaut flappern lässt. Im Finale deutet sich schon ein bisschen das Spektakel der nachfolgenden Filme an, gerade im Kontrast zum restlichen Film, der eher eine klassische, wendungsreiche Spionagegeschichte ohne viele ausladende Actionmomente erzählt.

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